Rund 600 Jahre "Tafernwirtschaft" in Bruckhof

Aus dem Ebersberger Anzeiger von 1905 (Quelle: Pankraz Spötzl)

Bruckhof - mittelalterliche Siedlung an der Attel

 

Bruckhof wird erstmals 1358 urkundlich als "Prukhoven" genannt. Ein Reihengrabfund lässt jedoch darauf schließen, dass die Geschichte des Ortes ins frühe Mittelalter zurückreicht. 1445 wird in einer Urkunde eine "Tafern zu Prukhoven" erwähnt, die im Besitz von Ludwig Tyrndl von Schalldorf war. Seine Tochter Anna verkaufte die Gastwirtschaft 1473 an das Kloster Rott. Da die Edlen von Schalldorf ab der Mitte des 14. Jahrhunderts an das Geschlecht der Tyrndl Besitzungen und schließlich auch den Edelmannssitz verkauften, dürfte die Bruckhofer Taferne wohl ursprünglich im Besitz der "Schalchdorfer" gewesen sein. Die Gastwirtschaft in Bruckhof war übrigens bis 1868 die einzige in unserer Gemeinde. In diesem Jahr trat das Gesetz über die Gewerbefreiheit in Kraft, das grundsätzlich jedermann erlaubte, ein Gewerbe zu betreiben. So entstanden dann nach und nach auch neue Gastwirtschaften.

 

Aus einer Steuerbeschreibung aus dem Jahre 1721 erfahren wir, wie der Güterbestand damals aussah:

 

Hofgröße        Hofname        Grundherr                 heutiger Name

 

1/2 Hof            Lohmayr          Kl. Ebersberg             Schreiner,  Meyer

1/2 Hof            Paur                Kloster Attel                Bauer,  Roman

1/4 Hof            Pauli                Kirche Emmering        Bai

1/2 Hof            Huber              Kloster Rott                 Huber

1/4 Hof            Wirt                 Kloster Rott                 Wirt, Brunner

1/8 Hof            Fischer            Kloster Rott                 Zacherl

 

Der Viehbestand des damals größten Bruckhofer Anwesens, des Lohmayrs, umfasste "3 Ros, 6 Küe, 4 Jungrind, 4 Schaf, 1 Zuchtsau, 2 Frischling".

 

Nach dem Grundstückskataster von 1820 war der Wirt mit 79 Tagwerk das Anwesen mit dem größten Grundbesitz. Neben dem Wohnhaus mit der Gaststätte gehörten ein Backhaus, ein Schlachthaus und die Salpeterei, ein langgestrecktes Gebäude östlich der Gastwirtschaft, zur Hofanlage. Die Salpeterei verlor in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Bedeutung, das Gebäude wurde abgerissen. Nach Berichten von Josef Schäfer soll der Dachstuhl des Schäfer-Hauses (erbaut wahrscheinlich im Jahre 1876) aus Abbruchmaterial vom Saliterstadel errichtet worden sein. Die Bäckerei bestand bis in die 30er Jahre unseres Jahrhunderts. Manche Gemeindebürger können sich noch erinnern, dass Brotträger die Backwaren in die Häuser brachten.

Auch eine Kegelbahn bestand bereits im 19. Jahrhundert. Sie befand sich unmittelbar neben der Straße, östlich vom jetzigen Feuerwehrhaus. Das Grundstück, auf dem das Schäfer-Haus steht, heißt im Kataster von 1858 "Kugelstattacker". 1855 erwarb der damalige Wirt Joseph Schmaus dieses Grundstück vom Huber-Bauern. Vor etwa 40 Jahren fiel die schon recht baufällig gewordene Kegelbahn, die nur noch als Abstelle für landwirtschaftliche Geräte gedient hatte, zusammen, nachdem ein Pkw gegen einen Stützpfeiler gefahren war.

 

Zum Besitz des Wirtes gehörte auch das "Kellerhaus" in Emmering, das 1842 von Joseph Schmaus erbaut wurde. Hier wurde vom 12. Mai bis zum 29. September durch den Wirt von Bruckhof Bier ausgeschenkt. Nach der Einführung der Gewerbefreiheit erwarben die Eheleute Hansig 1868 den "Keller" und betrieben nun ganzjährig eine Gastwirtschaft, die "Neuwirt" genannt wurde und bis um 1955 bestand. Heute ist das Haus im Besitz der Familie Michalke.

 

Im Jahre 1905 kauften Franz und Rosalie Brunner, bisherige Lamprechtseheleute von Emmering, von Georg Wöhrer das Wirts-Anwesen in Bruckhof. Brunner war übrigens von 1900 bis 1919 Bürgermeister.

Der Landgasthof Bruckhof 2005

Die Attel reichte in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis ans Fischer-Haus heran. Als 1855 die Attelbrücke errichtet wurde, bekam das windungsreiche Flüsschen im Bereich der Brücke ein tieferes Bett, doch waren die angrenzenden Wiesen immer noch sumpfig und moorig, so dass bis an den Ortsrand von Bruckhof dichtes Schilfrohr wuchs. Erst bei der Attelregulierung 1938/39, bei der das Flussbett den jetzigen begradigten Verlauf bekam, ist das Schilfrohr verschwunden. Die vormals moorigen Streuwiesen können seitdem landwirtschaftlich genutzt werden. Bei Überschwemmungen (wie zuletzt im August 1991) kann man noch erkennen, welches Gebiet früher die Attel für sich beanspruchte, bevor man sie in ihr heutiges Bett zwängte.

 

Die Brücke von 1855 wurde aus Nagelfluhsteinen erbaut. Diese wurden von den Gemeindebürgern im Tegernauer Steinbruch zugehauen und zur Brücke zusammengesetzt. Mit Pferdefuhrwerken transportierte man die Teile nach Bruckhof, wo die Brücke errichtet wurde. Dann grub man in Handarbeit das Bett der Attel unter der Brücke durch. 1952 erbaute man etwas nördlich von der alten die jetzige Brücke, die Straße wurde begradigt. Im Mai 1953 wurde die Ortsdurchfahrt von Bruckhof als erste Straße in unserer Gemeinde mit einer Teerdecke versehen und damit staubfrei gemacht.

 

Pankraz Spötzl

 

- Quellen: Informationen von Josef Schäfer sen.

- Staatsarchiv München, Steuerbeschreibung v. 1721

- Seb. Hüttl, Häuserbuch d. Pf. Emmering