1932 bis 1935 - Eine schwere Geburt

Links: Lorenz Hartl (Vorstand) Mitte: Josef Eichner (Schriftführer) Rechts: Georg Hartl

In den Jahren 1905 bis 1921 wurden in vielen umliegenden Gemeinden Trachtenvereine gegründet. Teilweise waren in diesen Vereinen auch schon Burschen undDirndl aus der damaligen Gemeinde Schalldorf aktiv. Auch auf Fotografien von Emmeringer Ortsvereinen vor und nach dem ersten Weltkrieg sind immer wieder Personen in der „Tracht“, wie wir sie heute noch tragen, zu sehen. Die Lederhose war damals noch selbstverständlich, wenn auch teilweise nur noch als „Wertagwand“. Die schlechten Zeiten, allgemeiner Sittenverfall und der Zeitgeist sorgten auch in Emmering für das allmähliche Verschwinden alter Bräuche und der „Tracht“.

1932 wurde dann auch in unserer Gemeinde offiziell zur Gründung eines Trachtenvereines „eingesagt“. 13 Männer und 6 Weiberleut` trafen sich am Abend des 06. August 1932 im Riedl`schen Gasthaus „Zum Neuwirt“ in Emmering um den Gebirgstrachten-Erhaltungsverein „Almarausch“ aus der Taufe zu heben. In der Chronik heißt es dazu:

„Der Verein wurde also von 19 Mitgliedern gegründet. Zur Vorstandschaft wurden gewählt: Vorstand: Lorenz Hartl, Kassier: Josef Hoiß, Schriftführer: Josef Eichner, 1. Vorplattler: Alois Siglreitmeier,  2. Vorplattler: Josef Riedl. Stammlokal ist das Gasthaus Riedl zum Neuwirt in Emmering.

Der Verein führt den Namen Gebirgstrachtenerhaltungs-Verein Almarausch Emmering.“

 

Als Gründungsmitglieder am 06. August 1932 sind in der Chronik verzeichnet:

Hartl, Lorenz

Wegmacher Hirschbichl
Hoiß, Josef Obermeiergütler Westerberg
Eichner, Josef Schustergütler Hirschbichl
Trenkler, Josef Schuhmacher Emmering
Riedl, Thomas Riedlsohn Haus
Riedl, Josef Riedlsohn Haus
Hartl, Georg Metzgerschneidergütler Hirschbichl
Siglreitmeier, Alois Dienstknecht Wolkerding
Rottmoser, Josef Bindersohn Mühlbichl
Kraißer, Franz Schwazersohn Einholz
Raig, Sebastian Bauernripplsohn Schalldorf
Selmeier, Rosa Neuwirtstochter Emmering
Hartl, Rosa Näherin Hirschbichl
Hartl, Elise Gütlerstochter Hirschbichl
Kraißer, Katharina Sanftltochter Sanftlreith
Heindl, Theres Winharttochter Emmering
Loipfinger, Monika Schwaigertocher Zell
Eitermoser, Josef Wölflsohn Moos
Huber, Martin Landwirtssohn Wolkerding

 

Die Vereinsstatuten wurden bei weiteren Zusammenkünften im Lauf des Jahres 1933 festgelegt und beschlossen. Sie lauteten (wortgetreu aus dem ersten Chronik-Buch übernommen) folgendermaßen:

 

1.     Der Verein hat seinen Sitz in Emmering. Stammlokal – Riedl zum Neuwirt und führt den Namen „Almarausch“. Der Verein hat den Zweck und die Aufgabe die echte Gebirgstracht zu erhalten, Gemeinsinn, alte Sitten und Bräuche zu fördern und angestammte Volks- und Nationaltänze zu pflegen.

2.     Der Verein besteht aus aktiven und passiven Mitgliedern und aus Ehrenmitgliedern. Als aktive Mitglieder werden aufgenommen: Bub`n und Dirnd`l, welche das 17. Lebensjahr überschritten haben, welche echten Trachtensinn führen und die Interessen zur Erhaltung des Vereines zeigen.

3.     Als passive Mitglieder werden jene Personen aufgenommen, welche zur Förderung des Vereines bereit sind und die gleichen Interessen und Pflichten wie aktive Mitglieder vertreten.

4.     Als Ehrenmitglieder werden jene Personen aufgenommen, welche sich um die Interessen des Vereines in hervorragender Weise verdient gemacht haben und sind vom jährlichen Beitrag frei.

5.     Der Aufnahmebeitrag beträgt für männliche Mitglieder 1 Mark, für weibliche Mitglieder 50 Pfennig. Jährlicher Beitrag für sämtliche Mitglieder 50 Pfennige.

6.     Allen aktiven und passiven Mitgliedern steht das Recht zu, zur Vorstandschaft zu wählen und gewählt zu werden.

7.     Die Vorstandschaft besteht aus dem Vorstand, dem Kassier und dem Schriftführer und dem ersten und zweiten Vorplattler.

8.     Rechnungsvorlage über Ein- und Ausgaben findet jährlich anfangs April statt und es hat jedes Mitglied das Recht Einsicht in die Bücher zu nehmen und den Kassenbestand bei der Jahresversammlung zu prüfen.

9.     Der Verein trägt gemischte Tracht und es ist jedes Mitglied verpflichtet sich nach Möglichkeit an die vereinbarte Tracht zu halten.

10.   Ausgeschlossen und nicht aufgenommen werden solche Personen, erstens welche nicht im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte sind. Zweitens welche durch schlechten Ruf das Ansehen des Vereines schädigen. Drittens Mitglieder die durch dauernde Zänkereien Unfrieden stiften. Viertens, Dirndl mit Bubiköpfen und ausgesprochener Modekleidung. Die Dirndl haben nach Möglichkeit für Einheit und reine Tracht zu sorgen.

11.   Vereinsgruß: „Heil Hitler“ „Grüß Gott“ (nachträgliche Ausbesserung!)

12.   Probeabende finden alle 14 Tage, Samstagabend statt und es ist ein jedes Mitglied verpflichtet in Tracht zu erscheinen.

13.   Ausgetretene Mitglieder und solche welche ausgeschlossen werden haben keinen Anspruch auf Rückzahlung einbezahlter Beiträge. Spätere Neuaufnahmen erfolgen nur mit Einverständnis der Vorstandschaft und sämtlicher Mitglieder.

14.   Falls der Verein weniger als fünf Mitglieder besitzt, löst er sich auf. Der vorhandene Kassenbestand fällt der hiesigen Armenkasse zu.

15.   Für allenfalls entstandene körperliche Verletzungen und Krankheiten im Vereinslokal und bei Ausflügen übernimmt der Verein keine Haftungen und werden Betroffene nur durch freiwillige Beiträge von Seiten der Mitglieder unterstützt.

16.   Alljährlich findet am letzten Sonntag im Juli Almertanz statt, welcher auf Hoheneich abgehalten wird.

 

 

Alois Siglreitmeier hatte maßgeblichen Einfluß an der Aufstellung einer Jugendgruppe für das Gaufest 1967. Für seine zweite Leidenschaft - das Wildern - saß er sogar einmal im Zuchthaus!

Da die Mitgliederzahl zu Beginn kaum ausreichte die Vereinskasse auch nur annähernd zu füllen, blieben die Aktivitäten des Vereins ausschließlich auf Plattlerproben oder ähnliche Veranstaltungen beschränk. Fahrten zu Trachtenfesten unternahmen nur wenige Trachtler, die die entsprechendenMöglichkeiten hatten.

Eine etwas ablehnende Haltung mancher Bauern in unserer Gemeinde dem neugegründeten Verein gegenüber führte dazu, dass anfänglich nur wenige Dirndl beitreten konnten. Viele Väter hatten Angst, ihre wohlbehüteten Töchter in Plattlerproben oder andere Veranstaltungen, die fast ausschließlich am Abend abgehalten werden mussten, gehen zu lassen, da sie dort nur schlecht beaufsichtigt werden konnten und noch dazu mit jungen Burschen zusammen waren.
Das Dirndl selbst konnte ihren eigenen Willen ohne Einverständnis der Eltern nur sehr selten durchsetzen. Bei der Gründung waren unter den 19 Mitgliedern daher nur 6 weiblich.

Von der Gründung an war es im Verein sehr lustig, wie die Chronik beschreibt. Die Zahl der Vereinsbeitritte aber war in den darauffolgenden Jahren nicht sehr groß, und schon zwei Jahre später kam es wegen Ämterverteilung und privaten Streitereien zu Eifersucht und Zwietracht in dem jungen Verein, so dass ab 1935 jegliches Vereinsleben wieder zum Stillstand gelangte.
Es wurden keine internen Veranstaltungen mehr abgehalten, noch wurden vereinsmäßig Trachtenfeste besucht. Es heißt dazu in der Chronik:

"So ist Jahr um Jahr verflossen in denen der Verein schlief"